Die Zusammenlegung der drei Handballverbände zu Handball Baden-Württemberg und die damit einhergehende Neuaufstellung der Ligastruktur zerstört jahrelange Gewissheiten und die immer gleichen Gedankenspiel vor der Qualifikation zur nächsten Spielrunde. Alle und jeder muss sich darauf einstellen ohne Vorkenntnis der Gegnerschaft seinen Platz in der neuen Handballjugend zu finden. Die Anwärter auf die höchsten Ligen werden mehr und es steigt der Druck auf jede einzelne Mannschaft, will man überregional dabei sein.
Nachdem die Regionalliga knapp verpasst wurde, wollten wir in der zweiten Runde auf jeden Fall einen Platz in einer der vier Oberligen sichern. 67 Mannschaften kämpften in 10 Qualifikationsgruppen um 40 Startplätze. Wir landeten in der einzigen 6er Gruppe und durften das erste Spiel in der Gymnasium-Halle zu Sinsheim bestreiten. In zwei 3er Gruppen wurden zuerst eine Kurztabelle ausgespielt und im Anschluss die Platzierungsspiele für die Gesamttabelle. Die Sieger der beiden Kleingruppen sind nach zwei Spielen durch und haben sich qualifiziert. Platz 3 und 4 werden danach über Kreuz in zwei weiteren Partien ausgespielt. Platz 3 ist qualifiziert und Platz 4 muss in einer weiteren Runde gegen die Viertplatzierten der andern Qualigruppen ran. Platz 5 und 6 rutschen auf die Bezirksebene ab.
Soweit so kompliziert und Gedankenspiele waren schier unmöglich. Doch eins war klar: Das kann auch schief gehen. Zwanzig Minuten pro Spiel sind nicht sehr lang, um Schlafphasen wieder zu korrigieren. Nur mit 2 Siegen wären wir sicher weiter und ersparten uns und allen Beteiligten einen nervenaufreibenden Tag und womöglich eine weitere Qualifikations- runde oder gar das Ausscheiden.
Die Stimmung in der Mannschaft war gut, die Mädels schienen wach, aber die Anspannung aller mitgereisten Unterstützer war sehr hoch. Zu viele Unbekannte forderten nur eine Strategie: Flucht nach vorn und Vollgas.
Der TV Sinsheim als Auftaktgegner machte uns zugegebener Maßen das Leben leicht. Die SGSB hatten keine Mühe hier ins Spiel zu kommen und mit einem 5:0 Lauf das Spiel zu eröffnen. Die kritische Anfangsphase eines Turnier war überstanden und die Mannschaft war im Flow. Das Spiel endete 18:9 nach 20 Minuten und die Torerfolge und Einsatzzeiten verteilten
sich auf alle Mannschaftsteile. Erstes leichtes Aufatmen. Zwei Punkte sicher.
Im ersten Spiel der Nachbargruppe zeigte sich ein möglicher Gegner für das Spiel um den rettenden Platz 3. Mannheim-Vogelstang zeigt eine beeindruckende kämpferische Leistung. Die wollten wir nicht als Gegner haben. Die sicherst Möglichkeit allen Unwägbarkeiten aus dem Weg zu gehen war ein Sieg im zweiten Spiel.
Der Gegner hier war die WSG Ispringen/Pforzheim. Vollkommen unbekannt und nicht ausrechenbar. Anspannung pur auf allen Ebenen. Der Spielbeginn zeigte: Das war ein anders Kaliber. Ein ebenbürtiger Gegner verlangte den Mädels alles ab und ging mit 1:4 in Führung. Spätestens nach dem vergebenen 7m in Minute 5 schliefen allen in der Fanbase die Gesichtszüge ein, Haare raufen inclusive. Das konnte doch nicht war sein. Und wieder hatte der Schiedsrichter keine gutes Händchen in kniffligen Situationen. Gelbe Karte gegen die Bank. Auszeit. Klare Ansagen. Neuer Fokus. Die Schwachstelle des Gegners, das Tormädel. Leider vermauerten die Pforzheimer ihr Tor mit einer sehr guten Abwehr, die wir nur schwer knacken konnten. Doch die Mädels legten jetzt einen Zahn zu. In der Abwehr sicherer, erkämpften sie sich den Ausgleich zum 4:4 in Minute 12. Eine hart umkämpfte Partie und der Auftakt zu einem wahren Krimi. Bis zu Minute 18:42 liefen die SGSB Mädels dem Rückstand hinterher und es wechselten sich Rückstand und Ausgleich ab, bis wir den letzten Ausgleich in Minute 18:42 erzielen konnten. Angriff Pforzheim, noch 1 Minute zu spielen. Wir erobern den Ball ohne Gegentor und Sophie fasst sich eine Herz und erzielt unsere erste Führung des Spiels. Noch 26 Sekunden. Angriff Pforzheim. Abwehrkampf pur. Foul in letzter Sekunde. Der gegnerische Freiwurf nach Abpfiff geht über die Mauer und landet auf der Latte des Tores. Sieg! Wir waren durch. Glückwunsch Mädels!
Auf der Tribüne ein kollektives Ausatmen. Das war knapp aber dann doch irgendwie verdient. Nach 1,5 Stunden war der Zauber vorbei und wir konnten mit einem Startplatz in der Oberliga den Heimweg antreten und den Rest des sonnigen Samstage zum Abbau des Adrenalinspiegels nutzen. Die Mannschaft feierte das Erreichte lautstark in der Kabine. Gut so!
Eine so lange Phase der Jugendqualifikation, nach einer anstrengenden Saison ist für alle Beteiligten mit einer großen Anspannung verbunden. Deshalb ist es gut, dass jetzt etwas Ruhe einkehren kann und der Erfolgsdruck abfällt. Es folgt hoffentlich ein Sommer der Erlebnisse, in dem die Mädels zwar ernsthaft aber ohne jeglichen Erfolgszwang die eigenen Fähigkeiten weiter entwickeln können. Beach-Handball, Zeltlager und Turniere geben Raum für Experimente und vor allem Spaß am Sport.
Auf jeden Fall können wir uns in der kommenden Saison auf einige prestigeträchtige, regionale Duelle freuen, denn einige Bekannte der Region haben sich ebenfalls qualifiziert. Neckarsulm, Hohenlohe, Heuchelberg, Habo2, Bietigheim und vielleicht sogar Richen sind die Teilnehmer aus dem Bereich Neckar-Franken. Dann gilt es erneut zu zeigen was in der Mannschaft steckt. Bis dahin einen schönen Sommer!
Es spielten: Sophie Conrad, Henriette Oppel, Anita Zellmer, Ela Minel Hildebrandt, Linnea Peters, Alessa Vogler, Elisa Susemichel, Sophia Schmid, Mia Milovic, Hannah Ott, Carina Bokermann, Mia Brandecker (Tor)
Auf der Bank: Natalie Mann, Felix Conrad, Finja Wewer, Enya Perger