Von Lars Laucke
Fast hätte man meinen können, die Zweitliga-Handballerinnen der SG Schozach-Bottwartal hätten eine Meisterschaft gewonnen, so ausgelassen wurde nach dem 27:23 (14:12) im Württemberg-Derby gegen die TG Nürtingen gefeiert. Dabei war es „nur“ ein Sieg im Kampf um den Klassenerhalt, der wohlgemerkt nach wie vor nur noch sehr schwer zu schaffen sein wird. Denn trotz der zwei Punkte vom Samstagabend hat die SG weiterhin sieben Punkte Rückstand auf das rettende Ufer – bei nur noch fünf ausstehenden Partien. Bei einer Niederlage wäre der Abstieg allerdings schon so gut wie besiegelt gewesen, weil es dann neun Zähler gewesen wären. Es war also der letzte Strohhalm, den die Bottwartälerinnen womöglich ergriffen haben.
Beiden Teams war der unbedingte Siegeswille von Beginn an anzumerken. Die Zuschauer in der vollgepackten Beilsteiner Langhanshalle sahen ein temporeiches Spiel mit zunächst vielen Toren. Nachdem die Gäste nach nur zweieinhalb Minuten mit 3:1 in Führung lagen, drehte die SG auf und lag nach 15 Minuten ihrerseits mit 9:6 vorne. Gäste-Coach Simon Hablizel nahm die Auszeit. Im Hinspiel hatte er bei einem 9:15-Rückstand auf die siebte Feldspielerin umgestellt und dieses taktische Mittel bis zum Schluss mit Erfolg durchgezogen. Diesmal verzichtete er darauf – und musste mitansehen, wie seine Mannschaft in der 26. Minute mit 9:14 hinten lag. Immerhin berappelte sich die TGN wieder etwas und kam bis zur Pause auf zwei Tore heran. Auffällig war bereits zu diesem Zeitpunkt, dass SG-Torhüterin Rena Keller einen sehr guten Tag erwischt hatte – und das vor dem Hintergrund, dass sie nach der Saison nach Nürtingen wechselt. Hinzu kam, dass die ihre Kollegin Jana Brausch für den Rest der Saison verletzt ausfällt und Keller somit die einzige Torhüterin im Kader war. „Ich konnte ehrlich gesagt die letzten zwei Wochen nicht wirklich gut schlafen. Und auch die ersten zwei Minuten waren sehr komisch. Aber irgendwann war ich einfach im Flow“, sagte eine der beiden Matchwinnerinnen später. Die andere, die sich dieses Prädikat durchaus anheften durfte, war Lara Däuble. Die 16-jährige Linkshänderin erzielte zwölf Tore, davon fünf per Siebenmeter.
Nach dem Wechsel wurde sie deswegen auch in kurze Deckung genommen. Das Spiel blieb weiter spannend und eng. Nürtingen kam beim 19:19 und beim 20:20 zweimal zum Ausgleich, eine Führung schafften die Gäste aber nicht mehr. Stattdessen spielte die SG Schozach-Bottwartal ihre Angriffe immer wieder ruhig aus und nutzte den Platz, der durch das faktische Fünf-gegen-fünf entstanden war. „Wobei wir das noch etwas besser hätten machen können“, fand SG-Trainer Jürgen Krause. Das war aber auch schon die einzige Kritik an diesem Abend. „Insgesamt ist unser Konzept voll aufgegangen. Wir wussten, dass wir das Spiel nur über die Abwehr gewinnen können. Rena war zudem sehr stark, und die Tore von Lara brauchen wir einfach.“ In der Schlussphase vernagelte Keller dann ihr Tor förmlich, mit dem 26:22, das passenderweise Lara Däuble 80 Sekunden vor dem Ende per Siebenmeter erzielte, war die Partie entschieden – und die obligatorische Helene-Fischer-Siegesmusik konnte in der Langhanshalle angestimmt werden.
SG Schozach-Bottwartal: Keller – Hanak, Däuble (12/5), Hees (2), Weber (6), Klenk, Bauer (3), Räuchle, Amor (1), Fabritz (1), Gerstweiler, Loehnig (1), Siebert (1).